Sonntag, 5. Oktober 2014

Ausflug zur Dalwhinnie Distillery, Hütehunden und Aviemore

Gestern stand wieder mal ein Tagesausflug mit der Chaplaincy auf dem Plan. Der Wetterbericht war nicht sonderlich prickelnd - Höchsttemperatur 10°C, 85% Regenwahrscheinlichkeit.

Als ich mich morgens um 7 aus dem Bett gequält habe, war ich darum auch kein bisschen überrascht, dass es regnete und relativ kalt war. Mit Sonnenbrille, Mütze und Handschuhen im Rucksack, zusammen mit dem üblichen Proviant und natürlich meiner Kamera, bin ich über den triefenden Campus marschiert und hab mich an der Bushaltestelle untergestellt.

Die Abfahrtszeit war mit 8:30 Uhr angegeben und meine deutsche Pünktlichkeit machte sich kurz bemerkbar, als ich um 8:20 Uhr die einzige bereits anwesende Person war. Da fragt man sich dann schon, ob alle andern wegen dem Regen im Bett geblieben sind. Zum Glück kam dann aber Franzi an und kurz darauf noch vier andere aus unserem Kurs - der Anteil an Deutschen war also mal wieder lächerlich groß.

Zum Glück durften wir sofort in den Bus steigen, nachdem unsere Namen auf der Liste abgehackt waren und die Warterei auf alle anderen war nur halb so schlimm, wenn man im Trockenen saß.

Nach einer ca. zweistündigen Fahrt kamen wir dann an unserem ersten Ausflugsziel des Tages an - die Dalwhinnie Distillery, die höchstgelegene Whisky-Distillerie Schottlands.

Unterwegs hatte der Regen glücklicherweise aufgehört und wir blieben auf dem Weg vom Bus ins Gebäude trocken.

In der Distillerie selbst machten wir eine Führung mit, wo wir den Prozess der Whiskyproduktion erklärt bekamen. Am Ende gab es noch für jeden ein kleines Gläschen zum Probieren. Dazu wurde feinste Edelschokolade gereicht. Da ich nicht trinke, habe ich auf den Whiskey verzichtet, kann aber bestätigen, dass die Schokolade hervorranged war. Die Gläser durften wir am Ende übrigens behalten - ich bekam auch eins, obwohl ich nix getrunken hatte, was ich wirklich sehr nett fand.

Leider waren während der Führung keine Kameras erlaubt, deshalb gibt es hier nur einige Bilder vom Gebäude und dem Shop:

Die Distillerie von außen und unser Bus


Dekorative Fässer und ein Größenvergleich

Es gab auch billigeren Fusel, aber das hier war das teuerste, was ich im Laden gefunden hab.

Die Edelschokolade, die wirklich wahnsinnig gut geschmeckt hat
Nach diesem ersten Stop stiegen wir wieder in den Bus und fuhren etwa eine halbe Stunde weiter zu meinem persönlichen Lieblingsteil des Tages - einer Schaffarm mit Hütehunden. Übrigens für mich der Hauptgrund, warum ich mich für den Ausflug angemeldet hatte, was sicher niemanden überrascht.

Nach meiner Zählung gibt es auf dieser Farm mindestens zehn ausgewachsene Border Collies, höchstwahrscheinlich aber mehr - ich glaube, wir bekamen nicht alle zu sehen.

Richtig beeindruckend war vor allem die Art, wie der Schäfer mit seinen Hunden arbeitet - über laute Zurufe und mit einer Pfeife. Unglaublicherweise hat jeder Hund ganz spezielle Pfeiftöne, auf die nur er reagiert. Und dann gibt es natürlich pro Hund verschiedene Töne für "nach links", "nach rechts", "zu mir" und "du hast ein paar Schafe vergessen" und so weiter. Der Schäfer muss also nicht nur in der Lage sein, alle seine Hunde auf einem großen Feld voneinander zu unterscheiden, sondern sich auch noch merken, welcher Hund auf welche Pfeifsignale reagiert, und dann das Signal für die entsprechende Anweisung geben. Und das alles in Sekundenbruchteilen, bevor sich die ganze Situation wieder ändern kann und andere Anweisungen nötig sind.

Das zu sehen war schon sehr beeindruckend. Hier ein paar Fotos:

Da die Schafe weiter weg standen, mussten die Hunde sie erst holen.

Wie man sieht, waren es fast so viele Hunde wie Schafe

Die Hunde haben übrigens riesen Spaß an ihrer Aufgabe, sonst würden sie gar nicht erst mitmachen.

Ein Teil des Rudels mit dem Schäfer

Die Schafe haben übrigens absolut keine Angst vor den Hunden und grade die Böcke gingen gelegentlich zum Angriff über

Nur mit Pfiffen und Rufen brachte der Schäfer die Hunde dazu, die Herde zu teilen.

Während eine Hälfte gehen durfte, wurde die andere zurück zu uns getrieben...

... und eines der Schafe zum Scheren ausgesucht.

Ich mit dem ältesten Mitglied des Rudels - Tam ist 16,5 Jahre alt und darf sich aussuchen, wie viel er noch machen will.
Wenn die Hunde 10 Jahre alt sind, werden sie von der Familie mit ins Haus genommen und sind praktisch Rentner. Ihr Pensionsplan sieht vor, dass jeder Hund für sich entscheiden kann, wie viel Arbeit er noch übernehmen will. Auf die Art fühlen sie sich nicht nutzlos oder gar ausgeschlossen, was für die Tiere wirklich tragisch wäre. Wie die Frau des Schäfers es ausdrückte: "Tam arbeitet jetzt in einer gehobenen Position als Manager."

Das war natürlich nicht der beste Teil des Ausflugs. Oh nein. Der beste Teil - und da wird mir so ziemlich jeder zustimmen - waren die Welpen.

O-Ton Schäfer: "Ich kann mit meinen Hunden die Schafe dazu bringen, sich zu stapeln und zu tanzen, aber wenn meine Frau die Welpen rausholt, kümmert das niemanden."

Recht hat er...

Zu sagen, ich war begeistert, ist ein klein wenig untertrieben...

*wortloses Quietschen hier einfügen*

Der Kleine war mein Liebling aus dem Wurf

... und weil er ja noch nicht süß genug war, hier ein Bonus: er roch nach Erdbeermarmelade.


Dieser hier fand meine Beine toll, konnte sich aber nicht für eins entscheiden...

...deshalb hat er beide genommen.

Schnürsenkel sind super zum Spielen...

... und zwar immer.
Nach dieser Überdosis an Zucker konnten wir uns alle nur schweren Herzens von den kleinen Rackern trennen. Ich war bei meinem Erdbeermarmelade-Welpen wirklich stark in Versuchung und wozu hatte ich denn einen großen Rucksack dabei? Aber letzten Endes hab ich ihn dann doch nicht mitgenommen - ich hoffe, ihr wisst mein großes Opfer hier zu schätzen.

Meine Hand roch übrigens noch über eine Stunde später stark nach Erdbeermarmelade.

Nach der Schaffarm stand noch der letzte und längste Aufenthalt auf dem Plan: Aviemore, die Gegend um Loch Morlich. Die Gegend liegt mitten in den Highlands und wir nutzten das immernoch wahnsinnig schöne Wetter (Sonnenschein! Ein Hoch auf die 15 Prozent!) um Wandern zu gehen. Hier ein Haufen Eindrücke:

Die ersten paar hundert Meter ging es auf diesem Weg steil bergauf und wir waren alle ziemlich aus der Puste

Ungefähr so sah es vor ca. 500-1000 Jahren überall in Schottland aus

Für den steilen Aufstieg wurden wir mit dieser herrlichen Aussicht belohnt


Gelegentlich standen einzelne tote oder halbtote Bäume am Abhang


Man kommt sich fast so vor, als würde man in den Rocky Mountains wandern gehen

Und dass es hier fleischfressende Pflanzen gibt, wusste ich auch nicht

Erwähnte ich schon die großartige Aussicht?

Die einzige Bank, die ich auf unserer Wanderung durch den Nationalpark gesehen habe.

...aber immerhin an einem Ort mit einem wunderbaren Ausblick.


So sah der Weg die meiste Zeit über aus, wenn auch meist steil nach unten und mit mehr Wurzeln/Steinen

Dank des Nieselregens bekamen wir diesen schönen Regenbogen zu Gesicht

Da beschwert man sich nichtmal, wenn man ein wenig nass wird.

Und als wir dann an diesem kleinen, wunderschönen Loch ankamen, war der Niesel vorbei und allen egal.

Das Wasser in dem Loch ist unglaublich klar

Außerdem war es völlig egal, wo man sich hinstellte - der Anblick war immer wunderschön.



Auf dem Rückweg nahm der Wind zu und es wurde etwas kühler, die Sonne schien trotzdem


Sich in diesem Wald zu verlaufen würde echt keinen Spaß machen...

Und natürlich hat die Natur auch hier nicht an Bachläufen gespart.


Stellenweise kamen wir uns vor wie in einem Herr der Ringe Film.



Noch mehr strahlender Sonnenschein und eine schöne Aussicht auf die umliegenden Highlands


Noch ein Fluss - komplett mit "Sandbank" und Zen-Pyramide

Irgendwer hatte wohl Zeit und Lust, einen Zen-Garten anzulegen...
Ein letzter Blick auf die Berge, ehe es anfing zu regnen.

Das Wetter war fast durchgehend sonnig. Ein paar Mal fing es an zu nieseln oder leicht zu regnen, während wir zu dem kleinen Loch wanderten, aber die Sonne schien trotzdem weiter, wie ihr am Regenbogen sehen könnt. Auf dem Rückweg fing es dann leider an, stärker zu regnen, und wir waren froh, als wir wieder am Bus ankamen und ins Trockene konnten.

Nach über zwei Stunden Fahrt, während der die meisten schliefen, kamen wir abends um kurz nach 8 wieder auf dem Campus an - ein wirklich gelungener Ausflug!

Cheers!

1 Kommentar:

  1. Kann es sein, dass ihr schöne Aussichten hattet? :D und die Welpen sind ja wirklich zum Mitnehmen - gaaanz tapfere Isi ;)

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